Das Vokalensemble Far Afield , 2004 von Irene Brockert gegründet, spezialisiert sich auf das sogenannte „Shape Note Singing“, amerikanische geistliche Gesänge („Southern Sacred Harmony“) – Lieder des ländlichen Südens, die ihren Ursprung im Neuengland des 18. Jahrhunderts hatten, außerdem Shaker Songs und Volkslieder.

1801 gaben William Smith und William Little mit The Easy Instructor das erste Chorbuch heraus, das für die Stufen der Tonleiter unterschiedliche Notenformen verwendete, um auch ungeübten Sängern das Singen nach Noten zu erleichtern. Dieses und zahlreiche folgende Gesangsbücher in Shape Notation erlangten im Nordosten schnell große Beliebtheit, und die geistliche Shape Note Chormusik erreichte eine hohe Popularität. Es entstanden verschiedene Shape Note Solmisationssysteme. Die größte Verbreitung erreichte jedoch das Sacred Harp System mit seinen vier verschiedenen Notenformen.

Die bis heute lebendige Sacred Harp Musik geht auf das 1844 von Benjamin Franklin White und Elisha J. King herausgegebene Shape Note-Liederbuch The Sacred Harp zurück, zu dem es verschiedene Neuauflagen gab. („Sacred Harp“ bezieht sich hier auf die menschliche Stimme als gottgegebenes Instrument). Sacred Harp Musik wird in Gottesdiensten und bei besonderen Veranstaltungen, den Singings , musiziert und auf speziellen Singing Schools gelehrt.

Die Sänger der vier Stimmen gruppieren sich einander zugewandt in einem Quadrat – „Hollow Square“. Traditionell gibt es eigentlich keine Zuhörer, das Singen ist Gottesdienst, alle Anwesenden singen, wobei Gäste sich hinter den Tenor setzen und die Melodie mitsingen würden.
Bevor das Lied mit dem eigentlichen Text gesungen wird, werden die Stimmen einmal auf die Solmisationssilben fa-sol-la-mi durchgesungen. Die Mitglieder leiten Reih um jeweils ein Lied, das durch energisches Heben und Senken eines Armes dirigiert wird.
Wer den Film Cold Mountain von 2003 gesehen hat, sah auch Nicole Kidman und Jude Law beim Shape Note Singen.

Hier geht es aber im Gegensatz zur klassischen kirchlichen Chormusik um eines nicht : Akademisch poliertes Singen. Aus der Mischung von einer souverän vorgetragenen Mehrstimmigkeit und einem leidenschaftlichen Individualismus entsteht ein aufregender, rauer, heterophoner Chorklang
Es geht hier auch nicht um Zurückhaltung oder gemäßigten Ausdruck - diese Chöre sind LAUT und wenn der Ausdruck " aus vollem Herzen singen " jemals seine Berechtigung hatte, dann hier. Laut ist gut, lauter ist besser. Das ist teilweise so, weil die Musik ihre folkloristische Herkunft nicht verleugnen will, teilweise weil lautes Singen mehr spontane Erfüllung hervorruft, als kontrolliertes (klassisches) Singen.

  J.F. (with a little help from various sources)